cotravel Winterzauber

Eine Reise in die Dunkelheit
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Annette Kreczy

Annette Kreczy ist seit 2009 für Kuoni tätig und für die 80 Kuoni Filialen der Schweiz verantwortlich. In ihrem bisherigen Berufsleben ist sie viel herumgekommen und hat bereits in sieben verschiedenen Ländern gelebt und gearbeitet. Ferien müssen für Annette und ihren Partner aktiv sein. Ihre Zeit verbringen Sie am liebsten auf dem Golfplatz, auf dem Velo oder beim Wandern. Gutes Essen und ein auserlesenes Glas Wein dürfen nach einem sportlichen Tag dennoch nicht fehlen. 

«Warum kommt ihr denn ausgerechnet im November nach Norwegen?» - so lautet eine der ersten Fragen unserer Reiseführerin in Oslo. Ich reise Ende November mit einer cotravel Gruppenreise von Oslo bis in den hohen Norden zum Polarkreis. Barbara, eine deutsche Architektin, die schon lange in Norwegen lebt, führt uns am ersten Tag durch das alte und das neue Oslo. Das Wetter wird dem Motto der Reise gerecht: Winterzauber – es ist kalt und nachmittags fängt es an zu schneien.

Wie viele norwegische Städte wurde auch Oslo 1624 durch einen Brand komplett zerstört und danach in Stein und mit breiten Strassen wieder aufgebaut. A propos Strassen – bis Ende des vorigen Jahrtausends staute sich der gesamte Verkehr von Südschweden oder Dänemark nach Norwegen durch Oslo. Heute ist das Problem durch einen Tunnel gelöst und die wenigen Autos, die in Oslo unterwegs sind, fahren mehrheitlich elektrisch. Der so gewonnene Platz und ehemalige Industriebrachen wurden zum Zentrum des faszinierenden neuen Oslos, welches uns Barbara fachkundig erklärt.

Am nächsten Tag geht es mit der Bergenbahn in knapp 7 Stunden durch verschneite Winterlandschaften von Oslo nach Bergen. Ganz allmählich arbeitet sich der Zug von Meereshöhe in Oslo bis auf 1.222 Meter zum höchsten Punkt in Finse hinauf. Draussen ziehen faszinierende und ständig wechselnde Landschaften an uns vorbei. Vom verschneiten Winterwald oberhalb von Oslo geht es zu kargen Hochebenen mit zahlreichen zu Schwarzeis gefrorenen Seen.  Plötzlich nach einem Tunnel bricht die Sonne durch die Wolken und es geht hinunter in Richtung Bergen. Schnell verschwindet der Schnee und wir fahren durch grüne Wiesen und an Fjorden entlang. Bergen liegt am Golfstrom und hat daher ein viel milderes – aber auch feuchteres Klima als Oslo.

Abends treffen wir im Hotel den Meteorologen Felix Blumer, der uns als Fachreferent auf dieser Reise begleiten wird. Schon am Abend hält er seinen ersten informativen und unterhaltsamen Vortrag und wir lernen: es gibt nicht einfach nur die Dämmerung, sondern eine bürgerliche, eine nautische und eine astronomische Dämmerung. Und während wir in Zürich zu unserer Reisezeit nur etwas mehr als eine halbe Stunde Dämmerung haben, wird sie in Tromsö am 28. November während der ersten Polarnacht fast 6 Stunden dauern.

Auf einem langen Spaziergang erkunden wir die ehemalige Hansestadt Bergen mit ihren bunten Holzhäusern und fahren mit der Floyenbahn auf den Hausberg von Bergen, von wo aus wir die traumhafte Aussicht über die Stadt und die Fjordlandschaft bewundern. Mit zwei anderen Personen aus der Gruppe wandere ich zu Fuss durch eine dick mit Moos bewachsene Waldlandschaft wieder hinunter in die Stadt. Unten angekommen stärken wir uns mit in einem Café mit luftig leckeren Zimtschnecken.

Abends beziehen wir unsere Kabinen auf der MS Havila Castor, einem der Postschiffe, welches uns in den hohen Norden Norwegens bringen wird. Pünktlich um 20:30 legen wir ab und während dem Abendessen können wir noch einen letzten Blick auf das nächtliche Bergen werfen.

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen sind wir bereits in Alesund und bereit für den Stadtrundgang. Im Januar 1904 ist auch die historische Innenstadt von Alesund komplett abgebrannt und wurde anschliessend im Jugendstil wieder aufgebaut. Viele dieser Häuser sind noch erhalten und geben der Stadt so ein komplett anderes Bild als Bergen mit seinen bunten Holzhäusern. Nach der Stadtführung habe ich noch genug Energie, um die über 400 Stufen zum Aksla, dem Hausberg von Alesund zu erklimmen. Belohnt werde ich auch hier wieder mit einem fantastischen Blick und Kaffee und Kuchen im Aussichtsrestaurant.

Am dritten Tag steht Trondheim mit seinen schönen Holzhäusern und dem romanisch-gotischen Dom auf dem Programm – auch hier gibt es wieder sachkundige und unterhaltsame Führungen. Nachmittags haben wir endlich genug Zeit, unser Schiff zu geniessen. Ich sitze am Fenster und draussen ziehen Buchten mit roten und gelben Holzhäusern vorbei. Es ist der Tag vor dem ersten Advent und ich stelle mir eine heile, hygge Familienidylle hinter den Fenstern vor. Die Mutter bäckt die ersten Weihnachtsplätzchen, der Vater spielt mit den Kindern Lego. Natürlich sieht die Realität auch in Norwegen anders aus: in der Regel arbeiten beide Eltern, da die Lebenshaltungskosten in Norwegen hoch sind und die Kinder sind bereits kurz nach der Geburt in der Krippe.

Jeden Abend unterhält uns Felix Blumer mit fesselnden Referaten über das Wetter, Wolken oder die Polarlichter. Und ja – wir haben Glück, auf der Fahrt von Bodo auf die Lofoten sehen wir nach dem Abendessen am klaren Himmel wunderschöne Polarlichter. Obwohl das Schiff schwankt, gelingt es mir auch mit dem Handy brauchbare Fotos zu machen.

Am vierten Tag der Seereise überqueren wir morgens den Polarkreis und sehen die Sonne das letzte Mal knapp über dem Horizont aufgehen und kurz darauf wieder untergehen. Ab dem nächsten Tag beginnt für uns in Tromsö die Polarnacht, die dort bis zum 14. Januar dauern wird.

Aus Zeitgründen muss ich mir den Rest der Reise (zum Nordkap und auf die Lofoten) für ein nächstes Mal aufheben.

Zu guter Letzt mein Fazit und meine Gründe für eine Norwegenreise im Winter:

Es ist deutlich länger hell als befürchtet, es ist wärmer als gedacht (was aber wohl ein glücklicher Zufall war), die Touristenströme der Sommermonate sind versiegt und das Licht sowie die Sonnen auf und -untergänge sind einfach traumhaft schön! Und die Zimtschnecken schmecken nach einem Spaziergang in der Kälte noch viel besser.

Text & Bilder: Annette Kreczy

cotravel

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