Kuoni Marketing Managerin Isabelle Bürkli und ihr heutiger Ehemann erfüllten sich im Sommer 2014 den Reisetraum schlechthin.
Sie jetteten in der Südsee von einer Trauminsel zur nächsten. Per Wasserflugzeug und Boot, fünf Wochen lang. Auf Fafa Island in Tonga machte er ihr einen Heiratsantrag. «Zum Glück», scherzt sie. Sonst hätte es wohl Ärger im Paradies gegeben. Zwischen Tauchgängen, Cocktails in der Hängematte und romantischen Nächten unter dem Sternenhimmel fanden sie nicht nur die Ruhe, die sie gesucht hatten, sondern begegneten auch Menschen, die ihre Ferien unvergesslich machten.
Begonnen hat alles auf Matamanoa. Einer Insel, die mit ihren zwei ungleich grossen grünen Buckeln an eine Schildkröte erinnert. Den Alltagsstress noch im Handgepäck mitschleppend, nutzte das Schweizer Paar die erste Woche, um erst einmal richtig anzukommen und die innere Uhr auf Fiji-Time zu schalten. Besonders schwer sei ihnen dies nicht gefallen, angesichts der prachtvollen Strände und der Unterwasserwelt. «Wir sind leidenschaftliche Taucher», sagt Isabelle. Fast jeden Tag hätten sie in Gesellschaft eindrücklicher Meereswesen verbracht. Einmal sei vor ihnen sogar eine schwarz-gelb-geringelte Wasserschlange aufgetaucht. Dass sich dieses giftige Exemplar nur äusserst selten zeigt, wussten sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht. Erst als ihnen ein anderes Paar beim Abendessen erzählte, dass sie bisher erfolglos nach der berühmten Gelblippen-Seeschlange Ausschau gehalten hatten, realisierten sie das Glück ihrer Zufallsbegegnung. Anderntags leistete Isabelles Freund einen Beitrag zum Abendessen: einen selbstgefangenen Fisch. Die beachtliche Beute bereiteten die Köche für die Hotelgäste zu. «Das war schon sehr speziell», sagt Isabelle fast ein bisschen stolz. In unvergesslicher Erinnerung wird auch der Besuch im Spa bleiben, wo die beiden eine Massage gebucht hatten und damit rechneten, von einer zierlichen, kleinen Dame betreut zu werden. Wider Erwarten entpuppte sich die Dame als das Gegenteil. «Sie war bestimmt so stämmig wie ein Rugby-Spieler und die Massage dementsprechend», erzählt Isabelle lachend.
Nach dieser entspannten Woche waren die Verliebten bereit dafür, die nächste Insel in Augenschein zu nehmen: Nanuya. 1979 wurde hier der Film «Die blaue Lagune» mit Brooke Shields in der Hauptrolle gedreht. Auf dieser wunderschönen Insel realisierten die beiden, dass die Uhren in Fiji definitiv etwas langsamer ticken. «Für meinen Geschmack war alles etwas zu leger», meint Isabelle. Auch das von einheimischen Köchen zubereitete Essen sei für den europäischen Gaumen etwas gewöhnungsbedürftig — gekocht wird ohne Gewürze und die vielen Gerichte mit Taro-Blättern konnte sie nach ein paar Tagen nicht mehr sehen. Doch die atemberaubende Umgebung mit dem türkisblauen Meer und dem unmittelbaren Riff rund um die Insel sowie der tolle Ausblick vom Bungalow-Balkon hätten vieles wettgemacht.
Tief in die fijianische Kultur eintauchen konnten die Zwei auf Viti Levu, der grössten der insgesamt 332 Fiji-Inseln. Sie erkundeten Vit Levu teils auf eigene Faust, teils an der Seite eines Einheimischen. Diesen hatten sie im Resort kennengelernt, in dem sie untergebracht waren: «Wir schlossen Freundschaft mit dem Barkeeper Joni», erzählt Isabelle. «Er wollte uns unbedingt eine Seite von Fiji zeigen, die sich nur ausserhalb des Hotels finden lässt.» So kam es, dass sie gemeinsam mit Joni sein Heimatdorf im Norden der Insel besuchten.
Ihr fijianischer Freund hatte sich bestens auf den europäischen Besuch vorbereitet und ihnen einen Sulu mitgebracht, einen typischen Wickelrock, den Männer wie auch Frauen tragen. Erst als sie wie die Einheimischen gekleidet waren, ging es ins Dorf, wo sie vom Oberhaupt persönlich auf traditionelle Weise begrüsst wurden. «Bula», willkommen in Fiji! Wie es der Brauch will, wurde den Gästen das Nationalgetränk Kava serviert, eine Mischung aus getrockneter Pfefferstrauchwurzel und Wasser. Beim Kava-Ritual sitzen alle Beteiligten um eine grosse Schüssel und die ranghöchste Person in der Runde darf zuerst trinken. Diese Ehre wurde den beiden Schweizer Gästen zuteil. «Geschmeckt hat es uns nicht wirklich», gesteht Isabelle. «Aber auf eine so herzliche Art begrüsst zu werden, das ist etwas Einmaliges», schwärmt sie. Joni führte sie im Anschluss im Dorf herum und zeigte ihnen jene Orte, die den Alltag prägen. Darunter auch die Schule und den Wochenmarkt. Die Verhältnisse, in denen die Dorfbewohner lebten, seien sehr bescheiden, sagt Isabelle. Keine Türen, flickbedürftige Dächer — es seien die unbeschreiblich schöne Natur und die entspannte Art der Menschen, die die Eilande im Pazifik zum Paradies machten. So harmonisch ist es nicht immer zu und her gegangen: Im 19. Jahrhundert war der Kannibalismus weit verbreitet. Gemäss Guinness-Buch der Rekorde soll ein Häuptling Namens Udre Udre der gefrässigste Kannibale gewesen sein und über 800 Menschen verspiesen haben. Für jeden Körper legte er einen Stein zur Seite. Heute zieren diese Steine sein Grab, das in der Nähe von Jonis Dorf liegt. «Die Geschichte ist so unglaublich, dass wir einfach ein Erinnerungsfoto haben mussten», sagt Isabelle. Als Andenken an den makabren Ort habe sie in einem Souvenir Shop eine «cannibal fork», eine vierzackige, hölzerne Kannibalengabel gekauft. Das war aber nicht das einzige, was das Paar in die Schweiz mitgenommen hat. Das wohl grösste Geschenk in der Südsee machten sie sich selbst: mit dem Beschluss, zu heiraten.
Dazu gekommen ist es nicht auf Fiji, sondern auf Fafa Island. Einem vier Hektar kleinen, palmenbewachsenen Eiland im Inselstaat Tonga. Dem Isabelle zufolge schönsten Ort auf Erden. Sie habe schon viel von der Welt gesehen, aber keine Insel könne dieser auch nur annähernd das Wasser reichen. «Nur schon die Luft war das reinste Spa-Erlebnis», schwärmt die 27-Jährige. Und der weiche Sand erst... Im Fafa Island Resort gibt es lediglich 13 Bungalows. Ohne ihr Wissen hatte ihr Liebster eine Honeymoon Suite für sie zwei reserviert. Mit Galerie, eigenem Garten und Blick auf den Ozean. Eines Abends, beim Dinner unter Sternen, habe er schliesslich um ihre Hand angehalten. Natürlich habe sie Ja gesagt, erzählt Isabelle strahlend.
Die darauffolgenden Tage verbrachte das frisch verlobte Paar entspannt am Strand. Mit einem guten Buch in der Hand oder schnorchelnd im türkisblauen Wasser — unterbrochen nur von regelmässigen Gängen zum Restaurant, das seine Gäste mit hervorragender Küche verwöhnte. Das Essen, eine Mischung aus europäischer und polynesischer Küche, sei köstlich gewesen.
Frisch verlobt, erholt und mit einem Rucksack voller neuer Erfahrungen war es schliesslich an der Zeit, sich vom Paradies zu verabschieden. Via Hong Kong ging es zurück nach Zürich. Der Abschied sei ihnen sehr schwer gefallen, sagt Isabelle. Doch spätestens zum goldenen Hochzeitstag wollen sie wiederkommen. Wer weiss, vielleicht auch schon vorher. Ni sa Moce — auf Wiedersehen in der Südsee.
Aufgezeichnet von: Magdalena Ostojić
Fotos: Isabelle Bürkli