Die Malediven — ein Kinderparadies

Wenn sich Ferien wieder wie Ferien anfühlen
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Autorin

Andrea Jansen

Andrea Jansen reist leidenschaftlich. Zuerst mit den Eltern, bald alleine, und während drei turbulenten Jahren auch für das Schweizer Fernsehen als Reisemoderatorin. Dabei sprang sie von Klippen, durfte mit Wombats kuscheln oder sich von einem peruanischen Schamanen mit Wein bespucken lassen. Seit vier Jahren hat sich die Bernerin auf ihr bisher grösstes Abenteuer eingelassen: ihre Familie, mit der sie am Zürichsee wohnt. Über Leben, Arbeiten und Reisen mit Kindern bloggt sie auf www.anyworkingmom.com.

«Entspannung» und «Kleinkinder» sind normalerweise nicht zusammen in einem Satz zu finden. Und trotzdem haben wir mit Kind und Kegel den Alltag loslassen können. Ein persönlicher Erfahrungsbericht über Familienferien mit zwei Kleinkindern und den Top 3 Must-Do’s auf den Malediven. 

Leises Meeresrauschen. Mit meinen Zehen male ich feine Kreise in den warmen Sand, dort, wo vor Sekunden noch ein kleiner Gecko sass. Der Horizont ist hellblau in pastellblau. Mir fallen die Augen zu. «Maaamiiiiiiiiiiiii!» Hinter mir schreit mein Sohn mit einer Dringlichkeit, als wäre er von einer heimischen Meeresschildkröte gebissen worden. «Schau mal!!» Der Gecko sitzt jetzt auf seinem Sandförmchen. Ich staune und mache grosse Augen, wie mir befohlen. Der Sohn spielt zufrieden weiter. Und schon höre ich wieder die Wellen schlagen. Ganz leise. 

Ferien mit Kindern sind Ferien mit Kindern, überall

Ich möchte natürlich nicht behaupten, dass Ferien auf den Malediven mit Kindern so tiefenentspannt sind wie solche als Flitterwochenpärchen. Aber innerhalb der Familienferienskala, bei der Geschrei, Gequengel und Geschleppe immer all-inclusive sind, stehen die Inseln ganz, ganz weit oben. Warum? Als Eltern hat man zu keiner Zeit das Gefühl, etwas zu verpassen. Fast jede der 87 touristisch genutzten Inseln auf den Malediven hat eine überblickbare Grösse und ist somit auch mit ein oder zwei Kindern locker zu erkunden. Langweilig wird es deswegen trotzdem nicht: Je nach Angebot kann man Schnorcheln, Tauchen, Inselhoppen, jegliche Wassersportarten ausprobieren, sich im Spa entspannen, einen Kochkurs besuchen, sich von einem Meeresbiologen die Riffs erklären lassen oder einfach am Strand vor dem Bungalow Sandburgen bauen. 

Komplett versanden — ohne Schuhe

Das grösste Plus: Der Sand. Die Malediven sind in erster Linie ein grosser Sandkasten mit pudrigem, weissen Sand. Was mühsam tönt, weil er in alle Ritzen kriecht und dort festklebt (was sich aber mit Babypuder ganz schnell beheben lässt), ist ein Segen, sobald man mit kleinen Kindern unterwegs ist. Auf Sand kann man gefahrlos kleckern, herumtorkeln, Wasser in alle Richtungen spritzen — und das alles barfuss. 

Wir verbringen unsere Ferien auf Kunfunadhoo im Soneva Fushi Resort. Das hiesige Motto: No news, no shoes. Bereits auf der Strecke vom Wasserflugzeuglandeplatz auf offenem Meer zur Insel werden uns die Schuhe abgenommen. Nur einmal werden wir Sie während den nächsten zehn Tagen wieder anziehen: Für den Besuch einer einheimischen Nachbarinsel. Bis dahin bleiben wir barfuss — auf den Velos, mit denen wir durch die Dschungelwege flitzen, beim Abendessen im Restaurant und sogar im inseleigenen Observatorium des Resorts.

Nachhaltig, ökologisch und kinderfreundlich

Ich habe nie verstanden, weshalb es auf einer Insel goldene Wasserhahnen braucht (oder sonstwo, notabene). Deshalb gefällt mir der ökologische Ansatz von Soneva Fushi, nachhaltige Materialien zu verwenden, wo immer möglich und alles, was rezyklierbar ist, wiederzuverwerten. Wie und wo das gemacht wird, darf man auf der Insel auch besichtigen. Die «Villas» sind in den Dschungel gebaut, von Aussen ist kaum zu erkennen, dass auf dieser Insel ein Resort steht. 

Wasser wird ebenfalls auf der Insel aufbereitet, entsalzt oder aus Regenwasser gewonnen. Die Pools sind wegen der Wasserknappheit konsequenterweise mit Salzwasser gefüllt. Auch jener für die Kleinsten im Kinderclub «The Den». 

Ein Meer aus Legos

Dort, im Kinderclub, verbringen wir viel Zeit. Unser Vierjähriger dürfte auch alleine da bleiben, die Zweijährige allerdings noch nicht. Beide schlüpfen sie durch ihre eigene Tür in der richtigen Grösse und dürfen sich dann aussuchen, wo gespielt wird. 

Ein ganzes Zimmer ist den Legos gewidmet. In einem anderen steht ein komplettes Schlagzeug. Eine Türe weiter kann man sich als Monster oder Piratin verkleiden oder mit den Betreuern aus alten Kartonkisten neue Kreationen basteln. Man könnte meinen, Kinder hätten in der Einrichtung freie Hand gehabt. So war es auch, zumindest fast. Die Kinder der «Regulars», also der wiederkehrenden Gäste, wurden vor dem Bau und der Einrichtung nach ihren Wünschen befragt, erzählte mir Mike Stallwood, der «The Den» konzipiert hat. Das ist das Schöne an der Anlage. Sie ist für die Kinder gemacht, nicht nur als Show für die Eltern. 

Die Top 3 Must-Do’s auf den Malediven mit Kleinkindern

Die Angebote sind selbstverständlich von Insel zu Insel verschieden, trotzdem gibt es ein paar Aktivitäten, die fast auf jeder Touristeninsel angeboten werden. 

3. Platz: Delfine beobachten bei Sonnenuntergang
Auf einem wunderschönen, typisch maledivischen Dhoni fuhren wir und drei weitere Familien in den Sonnenuntergang, während uns lokale Häppchen gereicht wurden. Auch die Kinder fanden «Schiffli fahre» ganz toll — etwas anstrengend (da gefährlich) wurde es erst, als die Jüngsten auf dem Schiff die Treppe zum Deck entdeckten und dort Pirat spielen wollten. 

2. Platz: Ein Ausflug auf eine Einheimischen—Insel
Bis vor wenigen Jahren waren die Touristeninseln strikte isoliert von den Inseln der Einheimischen. Das hat sich an vielen Orten geändert, einige «Local Islands» bieten sogar Budget-Unterkünfte für Individualreisende an. Wir durften «unsere» Nachbarsinsel Eydafushi mit Azmeen besuchen, der heute auf der Touristeninsel arbeitet, aber auf Eydafushi geboren wurde und aufgewachsen ist. Ein solcher Besuch gibt einen Einblick in das wahre Leben der Malediver, das mit dem Luxus auf den Ferieninseln nur wenig zu tun hat. Sind die Einwohner nicht selber auf einer Insel im Tourismussektor tätig, leben sie primär vom Fischfang. Fun Fact: die Insulaner sind begeisterte Fussballer. Die Menschen begrüssten uns herzlich und offen, was nicht zuletzt an unseren Kindern lag. Sie wurden bestaunt und von allen Seiten angelächelt. Gelernt haben wir alle auch noch etwas: Der Sohn sah zum ersten Mal eine Moschee und fand die Idee eines singenden Muezzins unglaublich faszinierend. Ich hingegen konnte es kaum fassen, dass man auf der kleinen Insel 100m2 Land einem Friedhof widmen würde — was im einzigen komplett muslimischen Land aber nun mal zur Religion gehört. Der Ausflug auf die «richtigen» Malediven rückt den eigenen Aufenthalt im Paradies wieder in die richtige Perspektive und macht bewusster, dass man hier nur Gast ist. 

1. Platz: Schnorcheln «Chräbsli» jagen, Flughunde sichten
Kleine Kinder sind fasziniert von allem, was kreucht und fleucht. Und das tut es auf den Malediven zu hauf und zu jeder Tageszeit. Morgens stakste ein Huhn mit ihren Küken durch unseren «Garten». Beim Zmittag versuchten hoppelnde Häschen, sich von den quietschenden Kindern ein Salatblatt zu ergattern. Am Strand rannten Einsiedlerkrebse quer durch die Brandung, beim Eindunkeln waren es Flughunde, die in den Palmen raschelten. Und nachts hörten wir die Geckos zirpen und freuten uns über die aktive Moskitobekämpfung.

Im Meer ist natürlich noch viel mehr los. Unser Kleiner lernte auf den Malediven das Schnorcheln und war fasziniert von den vielen Fischen und Farben. Ein Fazit: Ferien auf den Malediven können auch mit Kleinkindern richtige Ferien sein, in denen man sich richtig erholen kann. Der weite Weg lohnt sich. 

Ein paar Tipps mit auf den langen Weg:

  • Besonders mit ganz kleinen Kindern oder Babies lohnt sich ein Direktflug, um die Reise ein wenig zu verkürzen. 

  • Windeln, Feuchttücher und Badewindeln von zu Hause mitnehmen. Vor Ort lässt sich zwar Vieles notfallmässig kaufen, allerdings zu horrenden Preisen. 

  • Mückenschutz mitnehmen. Je nach Regen können sich die Insekten schnell vermehren.

Fotos: Andrea Jansen