Abgefahren! Zürich - Kapstadt im umgebauten Land Rover

Eine etwas andere Hochzeitsreise
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Ja-Sager

Alexandra Nägeli

Alexandra Nägeli, ehemalige Product Managerin beim Afrika-Spezialisten Private Safaris, und ihr Mann Pascal Nägeli fuhren auf einer abenteuerlichen Reise innerhalb von drei Monaten mit einem umgebauten Land Rover von Zürich über Ägypten «down south» bis nach Südafrika, wo sie dann «out in the bush» geheiratet haben. 

Zündschlüssel drehen – unsere Afrika-Reise geht los!

Wassertänke und Kühlschrank sind gefüllt, alles ist fertig gepackt, getankt wird unterwegs. Nun heisst es definitiv Abschied nehmen. Um 14:00 Uhr geht die Fahrt los. Die erste Etappe führt uns Richtung Österreich, wo wir an der Grenze bereits das erste Mal im Stau stehen. Das ist die passende Einstimmung, denn Geduld wird ein wichtiger Begleiter auf unserer Reise sein…

31. August – 9. Oktober

Wir fahren von Zürich via Österreich, Slovenien, Kroatien, Serbien und Bulgarien in die Türkei, wo wir unser Fahrzeug in Mersin verschiffen und mit der Fähre bis nach Port Said bringen. Von dort aus geht es durch Ägypten, mit der Fähre von Assuan nach Wadi Halfa in den Sudan und durch Äthiopien nach Kenya.

Staub, Staub, Staub und ein Loch im Pneu, 10. – 16. Oktober

Bei der Ausreise aus Äthiopien in die neutrale Zone steht ein Schild mit der Aufschrift «Keep Right». Am Ende des staubigen Streifens bei der Einfahrt in den kenyianischen Zollbereich gibt es das gleiche Schild mit dem Text «Keep Left» - so viel zum unspektakultären Wechsel von Rechts- auf Linksverkehr. Es ist erst kurz nach Mittag, wir wollen noch weiter nach Marsabit, auch wenn die Strasse scheinbar die schlimmste des ganzen Kontinentes ist. Und tatsächlich, mitten auf der Fahrbahn gibt es immer wieder metertiefe Löcher und Spurrinnen. Obwohl es heiss ist, müssen wir teilweise mit geschlossenen Fenstern fahren. Der feine Staub dringt aber auch dann durch kleinste Ritzen in den Innenraum. Wir übernachten auf einem Campingplatz, der von Heiri – einem Schweizer, der seit über 30 Jahren in Kenya lebt – betrieben wird. Er führt neben dem Camping auch noch ein Baugeschäft und eine kleine Möbelfabrik. Der ehemalige Entwicklungshelfer beschäftigt über 30 Personen und gehört damit in der Region Marsabit zu einem der grössten Arbeitgeber.

Am nächsten Morgen stellen wir fest, dass einer der hinteren Pneus über ein Loch Luft verliert. Beim Aufpumpen löst sich die Sicherung des im Land Rover eingebauten Kompressors in Rauch auf. Zum Glück haben wir einen Ersatz dabei. Marsabit ist ein ziemlich verschlafenes Dorf, gefällt uns aber mit den schönen Marktständen. Die Einheimischen sind farbig traditionell gekleidet und wir finden alles, was wir brauchen.

Kenyanische Kuh als Kühlerfigur

Auf holprigen, sehr matschigen und rutschigen Strassen kommen wir nur mässig schnell vorwärts. Die Spurrillen, die unebene Fahrbahn und unser etwas optimistischer Fahrstil machen die Fahrt manchmal zur Schlittelpartie. Eine Kuh entgeht nur knapp dem Schicksal als Kühlerfigur unseres Land Rovers zu enden. Wir passieren immer wieder stecken gebliebene Lastwagen und müssen aufpassen, dass uns nicht dasselbe passiert. Aber die wirklich sinnvollen Mud-Terrain Reifen meistern die heiklen Stellen mit Bravour. Nach gut 120 Kilometern beginnt endlich die Teerstrasse. Beim Gate des Shaba Nationalparks müssen wir uns registrieren. Wir fahren weitere 27 Kilometer zum Joy’s Camp und werden dort von der Lodge Managerin Francine herzlich begrüsst. Beim Lunch können wir einige Büffel vor der Lodge beim Grasen beobachten und freuen uns auf die erste Pirschfahrt in Ostafrika.

Regen am Äquator

In Richtung Nairobi sind viele Lastwagen langsam unterwegs – wir werden Zeugen von einigen gewagten Überholmanövern. Den Äquator überqueren wir bei strömendem Regen. Kurz vor Nairobi fahren wir das erste Mal auf einer afrikanischen Autobahn. Wir müssen trotzdem vorsichtig fahren, denn auch hier gibt es Fussgängerstreifen und Speed-Bumps.

Gnu Wanderung im Masai Mara Nationalpark

Die Strasse vom Ololo Gate gleicht einem halb ausgetrockneten Flussbett..Wir können oft nur Schritttempo fahren und müssen immer wieder riesige Wasserflächen durchqueren. Am späten Nachmittag erreichen wir unser Camp, das wunderschön auf einer Hügelkette mit traumhafter Sicht auf die Masai Mara gelegen ist. Zebras, Giraffen, Büffel, Elefanten, Antilopen, Tausende von Gnus, Zebras, Warzenschweine und ein Löwenmännchen in der Sonne sowie ein Rudel Löwenjungen und deren Mutter geben tolle Fotosujets. Mittagessen gibt es direkt am Mara Fluss, während wir eine Herde Gnus beobachten, die den Fluss überqueren will. Die vielen Geier, die Krokodile und die toten Gnus im Fluss, welche frühere Querungen nicht geschafft haben, sprechen eine deutliche Sprache. Nach gut zwei Stunden traut sich das erste Gnu dann endlich ins Wasser – es folgen Hunderte. Ein einmaliges Spektakel. Wir halten die Luft an, aber es schaffen es alle Tiere wohlbehalten über den Fluss.

Moskito-Angriff am Lake Victoria, 16. – 25. Oktober

In Musoma suchen wir eine passende Unterkunft und finden das Tembo Beach Hotel direkt am Lake Victoria. Nach dem spektakulären Sonnenuntergang am See flüchten wir vor den unzähligen Moskitos in unser Zimmer. Am Morgen geht es los in Richtung Grumeti Reservat. Im Singita Sabora Tented Camp werden wir mit einer traditionellen tanzanischen Handwäsche empfangen. Auf dem folgenden Game Drive wird uns bewusst, dass nicht nur schöne Dinge im nicht durch den Menschen regulierten Lebensraum der Nationalparks geschehen. Wir entdecken ein totes Elefantenbaby – das Tier ist erst vor Kurzem gestorben und die Elefantenmutter trauert noch immer mit lautem Brüllen, nachdem sich das Elefäntchen auch nach vielen hoffnungsvollen Schubsern nicht mehr bewegt.

Unesco Weltnaturerbe Ngorongoro Krater

Die Nationalparkgebühren des Ngorongoro Crater kosten satte 480 USD. Aber der Besuch gehört zu unserer einmaligen Reise einfach dazu. Nach Stunden «african massage» (Rüttelpisten) und «african lotion» (Staub) fallen wir müde in das Bett in unserer Lodge – und blicken direkt auf den Krater… Am nächsten Morgen erhalten wir unsere Lunchboxen und machen uns auf den Weg.Steil geht es den Kraterrand hinunter, die Sicht ist atemberaubend. Unten empfängt uns eine Herde Büffel, Zebras und auch ein paar Massais mit Kühen. Wir sehen Hippos, Affen, einen Geparden, eine Hyäne, viele Gnus und dann einige Löwen, die soeben einen Büffel gerissen haben. 

Aufgehalten vom einem Baum fällenden Elefantenbullen

Im Lake Manyara Nationalpark treffen wir auf einen Elefantenbullen, der uns den Weg versperrt, weil er gerade Bäume fällt. Es bleibt uns nichts anderes übrig als zu warten, die Natur und den einmaligen Ausblick zu geniessen. Die Tarangire Treetops Lodge wurde um einen 800 Jahre alten Baobab-Baum gebaut und wunderschön der Umgebung angepasst. Am Nachmittag unternehmen wir einen Bushwalk in der Umgebung. Zu Fuss begegnen wir einigen Zebras, Giraffen, Antilopen und sogar Büffeln. 

Tauschen Kühlschrankinhalt gegen Souvenirs, 25. Oktober – 1. November

Im Amboseli Nationalpark erhalten einige Massai-Frauen von uns im Tausch gegen selbstgebastelte Ringe den Grossteil unseres Kühlschrankinhaltes. Leider ist der Blick auf den Kilimanjaro auf der Weiterfahrt durch Wolken verdeckt. Zum Trost kommen wir in den Genuss eines «Pimms Nr. 1»-Drinks mit Gurke und Pfefferminze und eines lokalen Menus mit dem traditionellen weissen Maisbrei (Ugali).

Kreative Minibus-Sprüche in Kenya

Nach einem kurzen Abstecher in den Tsavo Nationalpark sind wir auf der Hauptstrasse in Richtung Küste gemeinsam mit unzähligen öffentlichen Minibussen unterwegs. Meistens verkehren sie auf fixen Strecken aber ohne festen Fahrplan. Wer mitfahren möchte, steht an den Strassenrand und macht sich mit Winken bemerkbar. Je nach Ladestand hält dann ein Minibus und man kann für wenig Geld mitfahren. Neben Menschen reisen auch diverse Tiere mit, die Anzahl Personen im Fahrzeug ist doppelt so hoch wie die offizielle Anzahl Sitz- und Stehplätze, die Fahrer scheinen nicht zwingend eine Fahrprüfung zu besitzen und die Gerüche werden dank der vollsynthetischen Hemden und der kuscheligen Platzverhältnissen auch nicht besser. Da sich die Minibusse aber in einem freien Markt bewegen, versucht jeder Fahrer, sich mit einem markigen Spruch auf der Front- oder Heckscheibe für eine spezielle Zielgruppe zu positionieren: God loves you, Massah Allah, Chelsea, ManU, Ice Cold, Doctor, Inspector, aber auch Mama’s the best oder Police) sind nur einige Beispiele..

Born to be free, Wasserschildkröten Babies, 1. – 11. November

Nach einem Badeplausch im indischen Ozean in Kenya sind wir auf den Geschmack gekommen und gönnen uns noch ein Resort an der tanzanischen Küste. Wir hören, dass demnächst Wasserschildkröten schlüpfen werden. Auf dem Strandspaziergang treffen wir auf viele Menschen, die dieses Spektakel ebenfalls nicht missen wollen. Kurz vor dem Eindunkeln beobachten wir tatsächlich über 160 kleine Schildkröten auf ihrem Weg ins Wasser – ohne von den auf der Lauer liegenden Krebsen gefressen zu werden.

Mc Donalds & James Bond in Dar es Salaam

Bei Ankunft in Dar es Salaam gönnen wir uns einen Burger und Pommes im Fastfood-Lokal «Mary Brown». Danach beginnt unser Kino Abend mit James Bond.. Das Kino ist sehr modern und verfügt – wie stolz in riesigen Lettern über der Eingangstür verkündet wird – über «the largest screen in East Africa».  Der Sound ist allerdings dem Baby und dem Kind neben uns etwas zu laut… Die uns bekannten Altersbeschränkungen werden zwar angezeigt, aber scheinbar ignoriert.

Strassenverkäufer & Tempolimite

Richtung Chalinze stecken wir bald im Verkehr fest, es wird überall gebaut. Zum ersten Mal in Afrika ist es nicht eine chinesische Firma, welche die Strasse erneuert, sondern die Strabag! Es hat Dutzende von Strassenverkäufern, die von Fussbällen, DVDs, kühlen Getränken bis hin zu Stehventilatoren alles anbieten. Die Strecke führt durch viele Dörfer und 50er-Zonen. Auf diesen 100 Kilometern werden wir  dreimal von der Polizei angehalten. Einmal für Speeding (61 km/h statt 50), was eine Busse über 30’000 tansanische Schilling gab. Das zweite Mal für Überholen im Überholverbot – wiederum eine Busse über 30’000 Schilling. Und das dritte Mal einfach so. Der Polizist freut sich, dass er französisch mit uns reden kann und gibt uns keine Busse.

Ein Königreich für ein paar Liter Diesel, 11. – 20. November

Bald erkennen wir in der Ferne den wunderbar türkis schimmernden Lake Malawi. Entlang des Seeufers geht es in Richtung Karonga, dem grössten Ort im Norden des Landes und weiter über einen kleinen Pass nach Chimpamba und Rumphi. Dort wollen wir tanken, aber wie bereits bei diversen anderen Tankstellen auf dem Weg gibt es auch hier heute kein Diesel. Die Strasse zur Chelinda Lodge ist nur mit einem 4x4-Fahrzeug zu bewältigen, sie ist sehr holprig und teilweise sehr steil. Auf dem Nyika-Plateau erwartet uns eine unglaubliche Weite mit sanften Hügeln und grünen Weiden. Über eine saftig grüne Wiese spazieren wir zwischen Zebras und Roan-Antilopen, betrachten die verschiedenen Blumen und Pflanzen und bestaunen das einmalige Panorama. In der Chelinda Lodge wird uns das Abendessen im eigenen Chalet vor dem Cheminée serviert. Auch in der drittgrössten Stadt Malawis, MzuMzu, mit über 130 000 Einwohnern stehen die Autos in langen Schlangen vor den Tankstellen. Auch in Khata Bay, Chintheche und Dangwa hat keine Tankstelle Diesel im Angebot. Wir fahren weiter nach Salima. Unterwegs treffen wir wie überall in Malawi auf enorm viele Velofahrer und Fussgänger, dafür kaum auf Autos. Es dunkelt bereits ein, als wir dort zur Tankstelle kommen, aber kriegen endlich Diesel!

Schnorcheln & Wasserski fahren auf dem Lake Malawi

Mit dem traditionellen Segelboot geniessen wir den Lake Malawi. Danach geht es zum Schnorcheln weiter nach West Thumbi Island, auch «the aquarium»genannt. In kürzester Zeit umzingeln uns riesige Schwärme farbiger Fische. Danach fahren wir langsam der Küste entlang und halten nach Fischadlern Ausschau, welche unser Captain mit Fischen füttern will. Es ist ein einmaliges Spektakel, wie diese riesigen Vögel auf uns zu fliegen und dann knapp vor uns den Fisch aus dem Wasser holen. Wir verlassen Malawi schweren Herzens und voller schöner Erinnerungen an ein bezauberndes Land.

20. – 27. November

Unterwegs wird es uns nicht langweilig – wir passieren unzählige Strassenverkäufer, die Mangos und Cashew Nüsse anbieten. Einige riskieren dafür ihr Leben. Sie stehen winkend mitten auf der Strasse, bis wir abbremsen, damit wir sie nicht überfahren. Spannend sind auch die mit Menschen, lebenden Ziegen oder einem Tuk-Tuk inkl. Fahrer vollgestopften Ladeflächen anderer Fahrzeuge. Die einsame Landschaft und der raue Ozean sind eine traumhafte Szenerie. Wir spazieren der Küste entlang, unterschätzen dabei die hohen Wellen und sind daher bald  platschnass. Nachdem wir Maputo besichtigt haben geht es bereits zur südafrikanischen Grenze, wo wir uns für die Ausreise in eine lange Schlange einreihen müssen.

Happy End, 28. November – 21. Dezember

Der Unterschied zwischen Südafrika und den restlichen afrikanischen Ländern unserer Reise ist signifikant. Jeder Quadratzentimeter Land wird landwirtschaftlich genutzt, die Autos sind neu und ziehen keine langen Rauchfahnen hinter sich her, die Strassen befinden sich in exzellentem Zustand, an den Tankstellen gibt es Shops und in den Städten Einkaufszentren. In Durban klären wir die Formalitäten für die Verschiffung unseres Land Rovers, denn unser Auto wird in ein Schiff verladen und einen Monat später in der Schweiz ankommen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl lassen wir unseren treuen Weggefährten der letzten 3 Monate stehen und geben den Schlüssel ab. Bevor wir die letzten Kilometer mit einem Mietwagen inklusive sehr geschätzter Klimaanlage in Richtung Kapstadt fahren, steht noch einmal eine Safari auf unserem Plan.

Im Gondwana Game Reserve mit genialer Sicht auf die Fynbos-Ebene machen wir am nächsten Morgen eine Pirschfahrt. Die Stimmung ist einmalig, fast ein wenig mystisch, mit Nebel im Tal und der erwachenden Sonne. Wir treffen auf einen einsamen Elefantenbullen, einen wunderschönen Löwen, viele Zebras, Antilopen und Vögel. Nach diesen letzten Tagen bei den wilden Tieren fahren wir aus dem Reservat über kurvige Pässe in Richtung Weingebiet. Ein Stopp in Franschhoek muss sein, aber danach heisst es wirklich Abschied nehmen vom afrikanischen Kontinent. Es ist uns trotz Vorfreude auf die Schweiz und unsere Familien und Freunde noch nie so schwer gefallen, nach Hause zurück zu kehren. Diese vier Monate waren die bisher schönsten und speziellsten unseres Lebens...

Hochzeit in Südafrika

Das WICHTIGSTE geht natürlich nicht vergessen: Am 1. Dezember haben wir im Krüger Nationalpark in Südafrika geheiratet. In der Hochzeits-Unterkunft Singita Lebombo begaben sich unsere Gäste als erstes auf einen Game Drive im offenen Fahrzeug – die Braut und die Trauzeugin liessen sich währenddessen im Spa verwöhnen. Gegen Abend trafen alle Gäste am Fluss ein. Die anschliessende Trauung an einmaliger Lage inklusive Hippo-Grunzen im Hintergrund, der Einzug der Braut mit der musikalischen Untermalung, die Traurede, die überraschende Choreinlage aller Gäste, das anschliessende Essen mit rührender Rede der beiden Väter, der Brautstrauss-Wurf, das Konzert von Starch (www.starchmusic.com), die späte, fast vergessen gegangene Hochzeitstorte und der Gute-Nacht-Song um 3 Uhr, all das und die umwerfende Stimmung im afrikanischen Busch bleiben unvergesslich.

Dieser Artikel erschien im Original in der Private Safaris-Publikation "News Africa".

Fotos: Alexandra Nägeli